Anträge, Formulare, Unterlagen: Bürokratie leicht gemacht – Das brauchst du, wenn du ein Kind bekommst!Â

Jan. 21, 2024 | Geburt, Schwangerschaft | 0 Kommentare

Endlose Zettelwirtschaft, verschiedene Ämter und seitenlange Anträge. Geburt bedeutet in Deutschland auch einen Haufen Bürokratie. Das ist sicherlich nicht der unterhaltsamste Blogbeitrag, aber dafür enthält er alle wichtigen Informationen rund ums Elterngeld, Kindergeld, Geburtsurkunde und co.

Vor meiner Schwangerschaft dachte ich, ich gehe mit unseren Ausweisen ins Krankenhaus, bekomme das Kind, sage wie das Kind heißen soll und bekomme eine Geburtsurkunde. Tja, da lag ich wohl falsch. 

Vaterschaftsanerkennung

Wenn man in Deutschland nicht verheiratet ist, muss man die Vaterschaft anerkennen lassen. Ohne Vaterschaftsanerkennung kann der Vater nämlich auch nicht in die Geburtsurkunde eingetragen werden. 

Hierfür benötigt ihr:

  • Antrag auf Vaterschaftsanerkennung
  • Persönliche Zustimmung der Mutter (ein unterschriebener Zettel reicht hier nicht)
  • Ausweisdokumente beider Eltern (Ausweis oder Reisepass)
  • Geburtsurkunde des Vaters
  • Nachweis des voraussichtlichen Geburtstermins des Kindes (Mutterpass) oder
  • Wenn das Kind bereits geboren wurde, die Abstammungs- oder Geburtsurkunde des Kindes
  • Einen Familienstandnachweis der Mutter, wenn diese geschieden oder noch verheiratet ist

Wir mussten dafür zum Amt für Familie und Soziales in der Stadt, in der wir wohnen. Informiert euch am besten auf dem Online Portal eures Wohnortes, welche Behörde bei euch dafür zuständig ist.

Ich empfehle euch auf jeden Fall, die Vaterschaftsanerkennung bereits vor der Geburt durchzuführen. Denn solltet ihr das ganze erst nach der Geburt machen, müsst ihr eventuell das Baby mit zum Amt nehmen, was auf jeden Fall unentspannter ist, um die Geburtsurkunde noch einmal beim Standesamt nachträglich ändern lassen (Vater eintragen).

Info: Für gleichgeschlechtliche weibliche Paare gibt es aktuell nicht die Möglichkeit einer analogen „Mutterschaftsanerkennung“. Die gebärende Mutter wird automatisch zur Mutter, während die Partnerin das Kind adoptieren muss. 

Die vorgeburtliche Vaterschaftsanerkennung hat noch einen weiteren Vorteil: Ihr könnt direkt die gemeinsame Sorgeerklärung abgeben, sodass auch der Vater das Sorgerecht erhält. 

Sorgerechtserklärung/Sorgeerklärung

Um das gemeinsame Sorgerecht zu erhalten, müsst ihr eine Sorgeerklärung abgeben. Bei uns war dieselbe Behörde zuständig, wie für die Vaterschaftsanerkennung, sodass wir beides in einem Termin machen konnten. 

Hierfür braucht man in unserem Wohnort (Weimar) folgende Unterlagen:

  • Ausweis oder Reisepass der Eltern
  • Vaterschaftsanerkennung mit Zustimmungserklärung der Mutter (oder Gerichtsbeschluss über Feststellung der Vaterschaft)
  • Mutterpass
  • Oder, wenn das Kind bereits geboren wurde, die Geburtsurkunde, in welcher der Vater bereits eingetragen ist

Auch hier mussten wir persönlich erscheinen. Da mein Partner Kroate ist, wurde außerdem geprüft, ob seine Deutschkenntnisse ausreichend sind, um die Konsequenzen, die mit einer Sorgeerklärung einhergehen (Unterhaltspflicht usw.) verstehen zu können.

Mein Partner spricht zwar akzentfrei Deutsch, aber als er in einem übertriebenen Akzent „Was ich haben Verantwortung? Ich denken nur Papier bekommen“ witzelte, kam das bei der Mitarbeiterin des Amtes nicht halb so witzig an, wie bei mir. 😀 

Informiert euch am besten auch hier bei eurer zuständigen Behörde, welche Unterlagen ihr braucht und welche Voraussetzungen ihr erfüllen müsst, damit ihr nicht zweimal vor Ort erscheinen müsst. 

Übrigens können auch das Jugendamt oder Notare die Vaterschaftsanerkennung und die Sorgeerklärung durchführen. Für Notare fallen in der Regel allerdings Gebühren an, die ihr dann bezahlen müsst. 

Geburtsurkunde

Für die Geburtsurkunde könnt ihr meist die nötigen Papiere sowie 10€ mit ins Kranken- oder Geburtshaus nehmen. Diese melden nämlich die Geburt beim Standesamt und können auch die Papiere direkt übermitteln. Fragt hierzu am besten in der jeweiligen Einrichtung vorab nach, ob diese auch die Unterlagen an das Standesamt weiterleiten. 

Solltet ihr zu Hause entbinden, seid ihr verpflichtet, die Geburt innerhalb einer Woche beim Standesamt anzuzeigen! 

Papiere, die benötigt werden

  • Ausweise oder Reisepass der Eltern
  • Bei verheirateten Eltern Eheurkunde und Geburtsurkunden beider Elternteile
  • Bei nicht verheirateten Eltern Vaterschaftsanerkennung und Geburtsurkunden

Solltet ihr die Geburt selbst beim Standesamt anzeigen, braucht ihr außerdem eine von Ärztin/Arzt oder Hebamme/Entbindungspfleger ausgefüllte Bescheinigung über die Geburt. 

Ihr wart schon mal verheiratet oder seid verwitwet? Dann benötigt ihr auch hierüber Nachweise (Eheurkunde, Scheidung der Ehe oder Sterbeurkunde).

Du erhältst dann drei kostenfreie Geburtsurkunden (für Krankenkasse, Kinder- und Elterngeld). Ich würde dir auf jeden Fall dazu raten, noch mindestens eine gebührenpflichtig mitzunehmen, damit du diese für deine Unterlagen hast. 

Wir haben die Unterlagen alle in Kopie (ich bin ja nicht verrückt und gebe meine Originale in einem Krankenhaus ab 😀) mit in die Kliniktasche gepackt und zur Geburt mitgenommen. 

Die Geburt wurde zwar vom Krankenhaus angezeigt, doch haben sie uns die Papiere und die 10 € direkt wiedergegeben. Da mein Partner nicht Deutscher ist, mussten wir persönlich die Geburtsurkunde beantragen/abholen (obwohl er eine beglaubigte internationale Geburtsurkunde hat und aus einem EU-Staat kommt).

Wir wurden an einem Freitag entlassen und mein Partner ist direkt am nächsten Dienstag (bei uns hat das Standesamt nur dienstags und donnerstags geöffnet) mit den Papieren zum Amt gegangen. Dort wurde ihm dann mitgeteilt, dass ich auch dort erscheinen muss und sie die Papiere im Original haben wollen. Außerdem ginge das schon gar nicht ohne Termin. Mein Partner hat also einen Termin ausgemacht: nächster freier Termin die Woche darauf donnerstags. 

Ich war zu dem Zeitpunkt nur noch verzweifelt: Meine Emotionslage war hormonell bedingt eh total instabil, die Geburtsurkunde brauchte ich für den Kindergeld- sowie Elterngeldantrag und mit meinen Geburtsverletzungen plus Neugeborenem wollte ich nun wirklich nicht zu irgendeinem Amt dackeln. Aber natürlich mussten wir hin. Dort ging Gott sei Dank alles recht schnell und unser Mäuschen hat das ganze prima mitgemacht. 

Wir konnten trotzdem nicht verstehen, warum das ganze so kompliziert sein musste…

Krankenversicherung Kind

Natürlich braucht auch dein Kind eine Krankenversicherung, damit die Kosten für ärztliche Behandlungen abgedeckt sind. Wir haben unsere Tochter über mich bei der AOK PLUS familienversichert. Keine Sorge – dein Beitrag bleibt unverändert. 

Ich würde auf jeden Fall schauen, welche Krankenkasse gute Angebote und Unterstützung für junge Familien hat. Zum Beispiel hat die AOK PLUS ein Zusatzprogramm für Schwangere, sodass 500 € extra zur Verfügung stehen, z. B. damit dein Partner mit zum Geburtsvorbereitungskurs kann, die Rufbereitschaft für eine Beleghebamme (die mit ins Krankenhaus zur Geburt kommt) abgedeckt wird oder die Tests auf Toxoplasmose bezahlt werden. Zudem gibt es Gutscheine für bestimmte Kurse, sodass diese zweimal im Jahr kostenlos sind. Wir haben unsere letztes Jahr für die Babykrabbelgruppe genutzt. 🙂

Den Antrag auf Familienversicherung musst du bei der Krankenkasse stellen. Meist reicht ein Anruf und die Kasse sendet dir die Unterlagen per Post zu. Diese musst du ausgefüllt und mit der dazugehörigen Geburtsurkunde wieder zurückschicken. Die entsprechende Geburtsurkunde erhältst du automatisch vom Standesamt. 

Elterngeldantrag

Der Elterngeldantrag ist lang. Vor allem, wenn beide Elterngeld beantragen. In der Regel benötigst du hierfür folgende Dokumente

  • Antragsformular
    Das ausgefüllte Antragsformular für Elterngeld, das vom jeweiligen Bundesland bereitgestellt wird.
  • Geburtsurkunde des Kindes
    Eine Kopie der Geburtsurkunde des Kindes, auf der die Eltern eingetragen sind.
  • Bescheinigung über Mutterschaftsgeld und Arbeitgeberzuschuss
    Falls zutreffend, eine Bescheinigung der Krankenkasse über das bezogene Mutterschaftsgeld und den Arbeitgeberzuschuss.
  • Einkommensnachweise
    Nachweise über das Einkommen vor der Geburt des Kindes, meistens die letzten 12 Monate vor der Geburt. Hierzu gehören Lohn- und Gehaltsabrechnungen, Steuerbescheid oder bei Selbständigen eine Gewinnermittlung.
  • Bescheinigung über Elternzeit
    Eine Bescheinigung des Arbeitgebers über die beantragte Elternzeit, falls zutreffend.
  • Personalausweis oder Reisepass
    Eine Kopie des Personalausweises oder Reisepasses der Eltern.
  • Meldebescheinigung
    Eine aktuelle Meldebescheinigung, die den Wohnsitz bestätigt.
  • Bei nicht verheirateten Paaren
    Die Vaterschaftsanerkennung und Sorgerechtserklärung, falls vorhanden.
  • Bei Alleinerziehenden
    Nachweise, dass der andere Elternteil keinen Elterngeldantrag gestellt hat oder eine Erklärung über die alleinige Sorge

Es ist auf jeden Fall empfehlenswert, sich nochmal bei der zuständigen Elterngeldstelle zu informieren, welche Unterlagen genau benötigt werden, da es zu regionalen Unterschieden kommen kann. 

Ich lege dir ganz klar ans Herz, dass du den Antrag und die nötigen Papiere schon während der Schwangerschaft so weit es geht fertig machst, damit du dich damit nicht im Wochenbett beschäftigen musst. 

Und wenn dir der letzte Gehaltsnachweis noch fehlt oder irgendein anderes Dokument, gib den Antrag trotzdem schon mal ab, damit er so schnell wie möglich bearbeitet wird. Fehlende Dokumente können immer nachgereicht werden und teilweise sind die Wartezeiten bis zur Bewilligung des Elterngeldes sehr lang, deshalb ist es gut, den Antrag frühestmöglich einzureichen.

Kindergeldantrag

Mittlerweile beträgt das Kindergeld für das erste Kind 250 €. Die möchte sich sicherlich niemand entgehen lassen, deshalb sollte auch der Kindergeldantrag schnellstmöglich nach der Geburt gestellt werden. 

Der Antrag wird bei der Familienkasse eingereicht. Du kannst ihn entweder online aufrufen und drucken oder mittlerweile sogar online ausfüllen, wenn du die Online-Identifizierung über BundID hast. 

Für den Kindergeldantrag brauchst du, wie sollte es auch anders sein, natürlich auch wieder Unterlagen:

  • Antragsformular
    Das ausgefüllte Antragsformular für Kindergeld. Dieses ist online auf der Website der Familienkasse oder bei der örtlichen Familienkasse erhältlich.
  • Geburtsurkunde des Kindes
  • Eine Kopie des Personalausweises oder Reisepasses der Eltern
  • Steuer-Identifikationsnummer
    Die Steuer-Identifikationsnummern des Antragstellers und des Kindes. Wichtig: Warte unbedingt mit dem Antrag, bis dir die Steuer-ID deines Kindes zugesendet wurde, damit du diese angeben kannst!
  • Meldebescheinigung
    Eine aktuelle Meldebescheinigung kann erforderlich sein, um den Wohnsitz des Kindes nachzuweisen.
  • Bei nicht deutschen Staatsangehörigen
    Nachweise über den Aufenthaltsstatus, wenn der Antragsteller oder das Kind keine deutsche Staatsangehörigkeit besitzen.
  • Bei getrennt lebenden oder geschiedenen Eltern
    Nachweise über das Sorgerecht oder den Lebensmittelpunkt des Kindes.
  • Bei Alleinerziehenden
    möglicherweise eine Erklärung, dass das Kind in deinem Haushalt lebt und du alleinerziehend bist.Â

Ich empfehle wirklich alle Anträge schon vor der Geburt zu besorgen und so weit auszufüllen wie es geht. Das erspart euch den Stress nach der Geburt und ihr könnt euch dann voll und ganz auf Heilung, Rückbildung und Beziehungsaufbau konzentrieren. 

Ich habe die Anträge in Folienumschläge gepackt, mit allen dazugehörigen Unterlagen und Post-its draufgeklebt, auf denen stand, was mir noch fehlt. So würde ich es immer wieder machen. 

Solltet ihr mal nicht durchblicken bei den ganzen Anträgen (auch ich dachte mir manchmal „Hä? Was zur Hölle wollen die hier von mir?“), dann fragt direkt bei der zuständigen Behörde nach. 🙂

Du hast weitere Tipps zu den Anträgen? In deiner Region werden noch andere Unterlagen benötigt? Oder du möchtest einfach nur deine Erfahrung teilen? Dann schreibs in die Kommentare, ich freue mich über den Austausch mit dir.

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