Liebe, Bindung, Konsequenz, Freiheit –  Bausteine einer (für mich) guten Erziehung

Jan. 14, 2024 | Persönliches | 0 Kommentare

Die meisten Eltern (und vermutlich auch nicht Eltern) haben eine bestimmte Vorstellung davon, wie sie ihre Kinder erziehen wollen. 

„Auf keinen Fall werd’ ich mit meinen Kindern mal so umgehen, wie meine Eltern mit mir.“

„Meine Kinder müssen früh lernen, wer hier die Hosen anhat. Ich lasse mir nicht von ihnen auf der Nase herumtanzen!“

„Hast du das gesehen? Die lässt ihr Kind beim Essen mit ihrem Handy spielen – So werde ich nicht.“

„Bei uns gibt es keinen Zucker für die Kinder, das ist mir ganz wichtig.“

Und auch ich habe mir natürlich bereits vor der Geburt unserer Tochter Gedanken gemacht, wie ich erziehen möchte: Ich möchte sie bedingungslos lieben – Sie schuldet mir nichts (nicht einmal Liebe). Ich möchte eine tiefe und lebenslange Bindung mit ihr aufbauen, sie soll mir vertrauen und sich in meiner Gegenwart zu jederzeit angenommen und sicher fühlen. Ich möchte mit gutem Beispiel vorangehen und mit liebevoller Konsequenz Grenzen aufzeigen, ohne dass sie dabei Angst vor mir verspürt. Und ich wünsche mir, dass sie zu der Persönlichkeit heranwächst, die sie sein möchte – Ganz ohne Druck meinerseits. Frei nach dem Motto: Sei, wer du bist und liebe dich genau so. 

Bindung als wichtiger Grundbaustein für das gesamte Leben

Eine sichere Bindung ist wohl das emotionale Fundament für eine gute seelische Entwicklung. Erleben Babys und Kinder eine sichere Bindung zu einer oder mehreren Bindungspersonen, dann können sie die Welt entdecken, kreativ sein, sich ins Spiel und Lernen vertiefen, sind häufig in Gruppen und haben freundschaftliche Beziehungen, um nur einige Vorteile der sicheren Bindung zu benennen. Die positiven Effekte zeigen sich bis ins Erwachsenenalter. So werden Fähigkeiten unterstützt, um ein gutes soziales Netz aufzubauen und in einer positiven partnerschaftlichen Beziehung zu leben. 

Konsequent sein bedeutet nicht Bestrafen

„Wenn du jetzt nicht den Schlafanzug anziehst, dann darfst du morgen nicht fernsehen!“ Das ist eine Strafe, unter Erwachsenen würde man von Erpressung sprechen: „Wenn du nicht das und das tust, dann mache ich dafür das oder das nicht für dich oder darfst du das nicht.“ Ich zeige damit, dass ich die Macht habe und setze ein Druckmittel ein, um von meinem Gegenüber das zu bekommen, was ich möchte. 

An dem gleichen Beispiel lässt sich auch logische Konsequenz gut erklären: „Weil das Anziehen so lange dauert, werde ich später zu müde sein, um dir noch eine Geschichte vorzulesen.“ Klingt auch nach einem „wenn, dann“. Hier gibt es öffentlich auf jeden Fall viel Diskussionen: Sind das nicht auch Strafen? Im gewissen Maße schon, aber gibt es meines Erachtens doch beträchtliche Unterschiede:

  1. Die Handlung und die Konsequenz stehen in einem zeitlichen Zusammenhang
  2. Die Konsequenz beruht auf meiner persönlichen Grenze

So kann mein Kind lernen, dass es Grenzen gibt, auch wenn es sich in der Situation vielleicht wie eine Strafe anfühlt, handelt es sich um eine logische Konsequenz. Das ist auf jeden Fall frustrierend und wird zu starken Gefühlen führen, doch wenn diese von uns Eltern gut begleitet werden, dann können unsere Kinder ihre sozialen Fähigkeiten weiter ausbauen und lernen, mit diesen Gefühlen umzugehen.

Statt Konsequenzen lieber positive Anreize

Um diese logischen Konsequenzen zu vermeiden, würde ich versuchen durch positive Anreize das Kind zu dem Verhalten zu bewegen, das ich mir wünsche. In dem Beispiel von oben mit dem Schlafanzug ginge das zum Beispiel so: „Wenn du dir jetzt ganz schnell den Schlafanzug anziehst, dann habe ich sogar Zeit, dir gleich zwei Geschichten vorzulesen.“ Das klappt natürlich nicht immer, aber wäre für mich die erste Wahl.

Persönlichkeitsentwicklung bei Kindern

Auch Kinder entwickeln ihre eigene kleine (große) Persönlichkeit. Damit dies möglich ist, müssen sie in einer sicheren Umgebung aufwachsen, sich frei entfalten und Interessen ausleben können, aber auch wirksam werden dürfen. Hier besteht mein großes Ziel darin, meiner Tochter den Raum zu geben, ihre Persönlichkeit entfalten zu können. 

Sie soll die Aktivitäten ausüben, die sie gerne machen möchte. Ganz ohne Druck von mir oder ihrem Papa. Sie soll sich ausprobieren dürfen: Fußball, Klavier, Hip-Hop-Tanz, Töpferkurs – sie muss nicht bei einer Sache bleiben, die ihr nicht gefällt, wenn sie so vieles doch noch gar nicht ausprobiert hat. 

Ihre Interessen möchte ich anerkennen, auch wenn ich sie nicht teile. Vielleicht wird sie leidenschaftlich gerne Metal-Musik hören, damit kann ich nun so gar nichts anfangen, aber ich werde nicht versuchen ihr meinen schrecklichen Charts-Musikgeschmack aufzudrängen.

Mein größtes Ziel ist es also sie so zu akzeptieren und zu lieben wie sie ist und ihr auch genau dieses Gefühl zu vermitteln, sodass sie sich traut sich so zu zeigen, wie sie ist.

Was soll jetzt noch schiefgehen? Na so einiges!

Manchmal hat man noch so gute Absichten und Vorstellungen, aber trotzdem will es einfach nicht funktionieren. Aber warum? Eine Antwort darauf kann ich nicht geben. Ich weiß nur, dass es bei mir genauso ist. Meist sind es Situationen, in denen ich mich von etwas getriggert fühle. Zum Beispiel, wenn ich das Gefühl habe, nicht gehört zu werden. Dann habe ich wenig bis keine Kapazitäten, einen klaren Kopf zu bewahren. Was dann folgt, ist Wut und diese kann ich nur schlecht regulieren. An manchen Tagen merke ich, dass ich weniger Geduld habe, dass mich die kleinsten Dinge aus der Ruhe bringen. Wie soll das mit meiner Vorstellung von Erziehung funktionieren? Schlecht regulierte Wut, teilweise wenig Geduld und ein dünnes Nervenkostüm – da stehen die Chancen doch von Anfang an schlecht, oder? 

Noch dazu mache ich mir schrecklich viele Gedanken darüber, was andere Menschen von mir halten und habe die Sorge meine Tochter in ihrem Sein genau deshalb einzuschränken. 

Ich denke, meine Probleme finden sich bei vielen Eltern wieder und dass ich damit nicht alleine bin. 

Unsere Kinder brauchen keine perfekten Eltern

Die perfekten Eltern gibt es nicht. Wir alle sind geprägt von unserer Kindheit, haben unser Päckchen zu tragen und vor allem sind wir menschlich: Unsere Nerven sind nicht unendlich belastbar und auch wir haben irgendwann einfach unsere Grenzen erreicht. 

Wichtig ist es, diese Grenzen zu erkennen und vor allem anzuerkennen. Ich brauche eine Pause? Dann versuche ich sie mir zu organisieren. Ich habe wieder überreagiert und mein Kind doch mal angeschrien? Dann reflektiere ich das und vor allem kommuniziere ich das auch mit meinem Kind. Das bedeutet nicht, dass jetzt alle wild auf ihre Kinder einprügeln können und danach sagen: „Ja, da habe ich überreagiert, das tut mir auch leid“ und damit ist alles wieder gut. Aber es bedeutet, dass Fehler machen völlig normal ist. Und jede Erkenntnis (zum Beispiel meine, dass ich zu sehr auf die Meinung Anderer bedacht bin) ist ein erster Schritt in die richtige Richtung: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung.

„Die Besten Eltern machen 20 Fehler pro Tag.“

Jesper Juul

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